Wer im Muggio-Tal unterwegs ist, macht eine Reise in eine andere Zeit und Welt.
Ruhig und fast abgelegen ist sie, die «Landschaft des Jahres». Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat dem Muggio-Tal den Titel dieses Jahr verliehen. Eine Entscheidung, die Gardi Hutter gut nachvollziehen kann. Auch für sie ist das Tal, das über ein lehrreiches ethnographisches Museum verfügt, etwas ganz Besonderes. «Verzauberte Orte» gebe es im Valle di Muggio. Etwa die Breggia Schluchten mit ihren aussergewöhnlichen geologischen Beschaffenheiten: Aufgrund von Abtragungen durch das Wasser trat eine Felsformation zutage, die die Periode zwischen dem Jura und dem Tertiär abdeckt und auf 80 Millionen Jahre zurückgeht. Im Gestein finden sich Zeugnisse der antiken Meere: Fossilien, Reste von Unterwassermuren und Zeichen von Klimaveränderungen, die sich in Epochen noch vor dem Erscheinen des Menschen auf der Erde abgespielt haben.
Die Konsumwelt hinter sich lassen
Wenn man bei der alten Mühle des Ghitello – sie stammt aus dem Jahr 1606 und wurde 400 Jahre später, 2006, renoviert – startet, kann man eine Rundwanderung unternehmen. Der Mulino ist ganz einfach zu finden, nämlich hinter den Parkplätzen des Einkaufszentrums Centro Breggia. Man erlebt einen schnellen Szenenwechsel – von der hektischen Einkaufswelt geht es im Nu in einen Naturpark mit einer reichen Pflanzen- und Tierwelt. Beim Startpunkt der Wanderung, der alten Mühle, finden von Zeit zu Zeit auch traditionelle Feste statt. So wurde am vergangenen Wochenende das Wildschweinfest gefeiert. Wild – da denkt man ja schon an den Herbst...
Bald ist es soweit – Kastanienzeit
Und der Herbst mit seinen prächtigen Farben ist wirklich nicht mehr allzu fern. An den Bäumen und Sträuchern sieht man schon seine ersten Vorboten. Das Landschaftsbild verändert sich von Tag zu Tag ein bisschen mehr. «Wenn die Kastanienzeit beginnt, finde ich das Wandern im Muggio-Tal besonders reizvoll», meint Gardi Hutter. Sogar ein Kastanien-Lehrpfad wurde eingerichtet. Dieser beginnt bei Morbio und führt über Caneggio nach Bruzella. Der Weg nennt sich nicht ohne Grund Lehrpfad. Anhand von Infotafeln wird erläutert, wie die Kastanie gehegt und gepflegt wird, wovor sie geschützt werden muss, und der Wanderer erfährt weitere interessante Aspekte.
Zu Fuss ins verwunschene Bergdorf jenseits der Grenze
Das fast schon verwunschen wirkende Muggio-Tal hat noch eine ganze Menge weiterer Ecken, die zum Spazierengehen und Staunen einladen. Wie Scudellate. Von dort aus führt ein Wanderweg nach Erbonne. Was so französisch klingt, liegt bereits auf italienischem Boden, ist aber ganz leicht zu Fuss zu erreichen. Das kleine Bergdorf mit nur rund 50 Häusern liegt auf nahezu 1000 Metern und war eine Alp. Scudellate selbst ist ein Ortsteil von Muggio und hat eine sehenswerte Kirche, die Chiesa dell'Addolorata. Verwunschen, einmalig, faszinierend. Es ist wirklich kein Wunder, dass das Muggio-Tal zur «Landschaft des Jahres» auserkoren wurde.